Tanz auf dem Vulkan“ ist eine Einladung zu einer Zeitreise in die 1920er Jahre – eine Epoche des Umbruchs, die Musik, Tanz und Kultur bis heute inspiriert. Auch hundert Jahre später sind die Jahre gleichermaßen geprägt von Gegensätzen: Euphorie und Unsicherheit, künstlerische Avantgarde und gesellschaftliche Spannungen, Glanz und Not. Die Performance von Sapucaiu no Samba verbindet diese Gegensätze, indem sie Geschichten von Berlin und Rio de Janeiro der 20er Jahre erzählt und in die Gegenwart holt.
In Berlin standen die 1920er Jahre für Emanzipation und Innovation. Künstler:innen, Musiker:innen und Intellektuelle prägten eine wilde, kreative Szene, die sich nach neuen Formen des Ausdrucks sehnte. Gleichzeitig war das politische und gesellschaftliche Klima von Instabilität und Radikalisierung geprägt. In Rio de Janeiro trugen die Menschen aus den Favelas den Samba aus den Hinterhöfen und Armutsvierteln auf die Straßen, wo er zu einem Symbol des kulturellen Aufbruchs wurde. Sambaschulen entstanden und wurden Orte, an denen Tradition, Innovation und gesellschaftlicher Wandel aufeinandertreffen konnten.
Die Performance spiegelt diese Dualität wider: die Lebensfreude und Freiheit der 20er Jahre, aber auch die Spannungen und Herausforderungen, die diese Epoche begleiteten. Eine Verschmelzung von Berliner und brasilianischen Einflüssen in Kostümen und Choreografie macht die künstlerische Verbindung dieser beiden Welten greifbar. Die Kostüme im Stil der Berliner 20er Jahre mit Fransen und Federn verschmelzen mit den farbenfrohen, glitzernden Elementen der traditionellen Sambakultur. Dabei verschwimmt die Grenze zwischen Glanz und Schein, wirken die Kostüme grandios aber abgetragen und gibt der Wagen Einblicke in ganz unterschiedliche Szenen von damals und heute. Die Dynamik der Musik und Choreografie spiegelt Lebenslust. Momente des Innehaltens rufen die Fragilität dieser Zeit in Erinnerung.
„Tanz auf dem Vulkan“ ist jedoch mehr als ein Kostümball. Die Performance möchte einen Brückenschlag in die Gegenwart schaffen. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Spaltung und politische Unsicherheiten wieder zunehmen, vermittelt sie durch Musik, Tanz und das Zusammenwirken der Künstler:innen den Wert von Vielfalt und Dialog. Die Botschaft ist positiv: Es geht nicht darum, die Vergangenheit anzuklagen, sondern zu zeigen, dass Verständigung und Dialog essenziell sind. Hinter glitzernden Fassaden gilt es, den echten Austausch zu suchen, denn Musik, Tanz und Kultur können helfen, zuzuhören und Brücken zu bauen.
Die Performance ruft dazu auf, Demokratie und Vielfalt als Stärken zu begreifen. Wie in den 20er Jahren kann Kunst und Kultur auch heute helfen, Menschen zu verbinden und ein gemeinsames Fundament zu schaffen. „Tanz auf dem Vulkan“ wird damit zu einer Feier der Pluralität und der Hoffnung, dass wir durch Dialog und Verständnis eine bessere Zukunft gestalten können.
4 Gleichzeitigkeiten
Heute, damals, Berlin, Rio